Drohnenpilot werden

A2 Pilot „Wolfgang“ auf Kitzsuche

Für die Kitzrettung benötigt man geschulte und fähige Drohnenpiloten, die sicher im Umgang mit Technik sind und außerdem gute planerische Fähigkeiten besitzen. Jeder Pilot muss mindestens die Fernpilotenzeugnisse A1/A3 OPEN und A2 OPEN besitzen, um als Drohnenpilot für unserem Verein fliegen zu dürfen. Das Fernpilotenzeugnis ist europaweit gültig und muss nicht in Deutschland erworben werden. Für etwa die Hälfte des Preises kann es auch in PL oder NL absolviert werden.

Aktuell sind folgende Piloten bei uns registriet und im Einsatz:

Vor der eigentlichen Suche auf dem Feld beginnt die Arbeit zuhause am Telefon und Computer. Zunächst muss die Fläche, welche später gemäht werden soll, genau kartiert werden. Hierfür können Google Maps, Openstreetmap oder beispielsweise der Brandenburg Viewer benutzt werden. In manchen Fällen ist eine Kombination sinnvoll, da Satelitenfotos zu unterschiedlichen Jahreszeiten aufgenommen wurden. Laubwurf der Bäume oder Fahrspuren sind wichtig, wenn um die Auswahl geeigneter Treffpunkte oder Parkmöglichkeiten geht. Auch der Startpunkt der Mission ist wichtig. Der gesamte Einsatz ist immer zeitkritisch, die aufgehende Sonne sitzt den Rettern im Nacken: sobald die Sonne die Erdhaufen erwärmt, ist es mit der Suche vorbei. Der Pilot/Spotter kann dann einen Maulwurfshügel nicht mehr von einem Kitz unterscheiden. Infrarotstrahlung durchdringt auch Wolken, d.h. auch an einem bedeckten Tag ist die Suche schnell vorbei. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass man bis ca. 6.30 Uhr relativ gut fliegen kann. Auf Flächen, welche von Wald umgeben sind, insbesondere ‚gen Osten, wo die Sonne aufgeht, kann teilweise bis 8.00 geflogen werden. Wer hier bei der Flugplanung schon aufpasst und z.B. von Westen in Richtung Osten abfliegt, ist im Voteil: man fliegt quasi immer im Schatten. Eine wohlüberlegte Flugstrategie, welche auch die Läufer/Retter einbezieht, entscheidet oft über Erfolg und Misserfolg. Der Faktor Zeit ist einfach alles.

Das allerwichtigste ist also, dass mit dem Landwirt die Fläche zweifelsfrei abgesprochen wird. Es gibt nichts schlimmeres, als das Flächen abgesucht und Kitze vermeintlich gerettet werden, obwohl der Landwirt dann die Fläche gar nicht für die Mahd vorgesehen hat. Hier gab es schonmal Missverständnisse und Kitze wurden über Stunden in Kisten eingesperrt, obwohl sie gar nicht bedroht waren. Das muss unter allen Umständen vermieden werden! Im Zweifel ist es ratsam, dass Piloten mit dem Landwirt zusammen vor dem Computer die Flächen auszeichnen. So wird sichergestellt, dass auch kleine, aber wichtige Ecken nicht vergessen werden. Es sind gerade die dunklen, heimlichen Ecken, wo Wildtiere sich niederlassen. Mit der Zeit bekommt man ein Gespür dafür, wo Ricken und Wildschweine gerne setzen. Zuständige Jäger und Jagderlaubnisscheininhaber können hier ebenfalls wertvolle Informationen liefern.

Zur eigentlichen Flugplanung nutzen wir, wie auch viele andere Kitzretter Vereine, den bekannten UAV-Editor des Schweizer Gründers Mario Kaufmann. Die Drohne wird grundsätzlich nicht manuell/händisch vom Piloten über die Fläche gesteuert, es wird vielmehr eine Wegpunkt-Mission programmiert, welche die Drohne dann automatisch abfliegt. In den Missionseinstellungen werden die wichtigsten Parameter für den Flug vorab programmiert:

  • Missionshöhe: 40m
  • Geschwindigkeit: 4m/s

Die Werte können und sollten je nach Mission und Fläche angepasst werden. Bei großen Schlägen, 2. Schnitt oder niedrigem Bewuchs fliegen wir auf einer Höhe von 50m bei 5m/s. Die Flächenleistung ist dadurch einfach höher. Bei Flächen, wo wir Rehwild mit großer Wahrscheinlichkeit vermuten, das Gras hoch und die Fläche insgesamt attraktiv für Rehkitze ist, reduzieren wir die Geschwindigkeit auf bis 2.5m/s bei 30m Flughöhe. Die Parameter hängen immer vom Einzelfall ab und sind oftmals auch Gefühlssache. Entscheidend ist, dass die Fläche insgesamt in einer annehmbaren Zeit abgeflogen werden kann. Mit der Zeit werden Piloten und Spotter jedoch auch besser, so dass die Parameter sich wieder ändern können.

Wichtig ist auch die Signalstärke zwischen der Steuerung und Drohne. Fliegt man zu schnell, die Drohne ist zu weit weg oder es gibt Inteferenzen durch z.B. Hochspannungs-Freileitungen, reisst schnell der Kontakt zur Drohne ab oder das Bild wird zur Diashow. Auch sich nähernde Flugzeuge scheinen eine Art Jitter Signal zu senden, so dass der Kontakt zur Drohne sofort abreißt. Hier besteht dann die Gefahr, dass Kitze übersehen werden. Im Zweifel lieber langsamer fliegen und sicherstellen, dass man stets ein gutes, flüssiges Bild ohne Klötze und Ruckler hat.

Im UAV-Editor wird also zuerst die Fläche genau eingezeichnet. In den meisten Fällen handelt es sich um ein Polygon Objekt aus vielen Eckpunkten.

Sobald die Fläche korrekt gesetzt wird, kann der UAV-Editor einen Flugplan generieren. In manchen Fällen ist der automatisch generierte Flugplan ausreichend. Möchte man jedoch Flächen beispielsweise anders abfliegen (vertikal statt horizontal), muss der Winkel eingestellt werden. Ganz wichtig ist auch der Startpunkt. Dieser sollte immer nahe an P1 bzw. ausgewählten Startpunkt liegen.

Bei der Generierung der Wegpunkte sind außerdem mehrere Parameter zu ermitteln. Wir verwenden die Folgende Formel:

  • Bahnabstand: Flughöhe/2
  • Feldrandabstand: Bahnabstand/2

Bei einer regulären Flughöhe von 40m bedeuted dann einen Bahnabstand von 20m und 10m Feldrand. Wer möchte, kann noch etwas Puffer einplanen: 18m Bahnabstand und 8m Feldrandabstand. Mit diesen Formeln sind wir bisher ganz gut gefahren. Aber hier sollte und muss jeder eigene Erfahrungen machen. Die Werte hängen auch stark von der verwendeten Drohne und Kamera ab (Sensorgrößte & Brennweite).

Sobald der Flugplan fertig gestellt ist, wird dieser als KML-Datei exportiert und per USB-Stick auf den Controller übertragen. Dort kann die Datei importiert und anschließend geladen werden. Die Datei beinhaltet auch ein Höhenprofil bzw. eine automatische Höhenanpassung. Wenn also das Gelände abfällt oder höher wird, korrigiert sich die Drohne selbst, so dass immer die Zielhöhe gehalten wird.

Nach dem Start der Drohne, wird diese vom Piloten manuell auf den Startpunkt und auf die Zielhöhe geflogen. Das geht schneller, als wenn die Automatik das macht und ist auch sicherer. Wir alle wollen Wohlbehalten wieder nach Hause kommen und nicht auch noch Verletzte neben der Kitzrettung versorgen müssen.Dort angekommen wird am Controller in den P-Mode geswitched, der Flugplan zur Drohne hochgeladen und via „Play“ Button gestartet. Die Drohne fliegt nun den erstellen Plan Wegpunkt für Wegpunkt ab. Die Kamera ist dabei immer auf 90° direkt nach unten ausgerichtet.

Pilot und Spotter (eine Person, welche neben dem Piloten steht und zusätzlich auf einen 24″-Computermonitor guckt) prüfen fortlaufend das Wärmebild. Bewährt hat die die Einstellung „White-Hot“. Kühle Flächen sind dabei schwarz bis grau, helle Objekte erstrahlen in weiss. Sind Pilot und Spotter der Meinung, ein Kitz auf dem Bild ausgemacht zu haben, schaltet der Pilot in den S-Mode auf der Steuerung und steuert die Drohne manuell. Der Pilot fliegt über den Punkt, reduziert Höhe und prüft. Zusätzlich wird auf visuelles Bild umgeschaltet. In geringer Höhe lässt sich das Kitz in der normalen Kameraansicht besser erkennen. Es ist hellbraun und hat die typischen, weißen Kitzflecken. Oft muss der Pilot bis auf 1m runter gehen und mit den Rotorblättern das Gras beiseite wehen, damit das Kitz wirklich sichtbar wird. Es ist außerordentlich gut getarnt. Ohne Wärmebildkamera wäre es niemals auszumachen: weder für Greifvögel, noch für den Fuchs oder den naiven Jäger, der meint, er könnte durchs Feld rennen und so Kitze rettenWer’s nicht glaubt, hier ein paar Beispiele:

Hier ist mittig ein Rehkitz zu sehen:

Auf dem Wärmebild sieht das wie folgt aus:

Nachdem das Kitz gefunden und bestätigt wurde, macht der Spotter Meldung an die Läufer/Retter, welche dann in Richtung Drohne laufen. Sobald die Retter das Kitz lokalisiert haben, kümmern diese sich um die Sicherung. Der Pilot fliegt so früh wie möglich weiter, um die Bergung nicht zu gefährden und um die Akku’s der Drohne zu schonen. Das stehen auf der Stelle und die manuelle Steuerung der Drohne kostet am meisten Energie!

PS: Wir verweden derzeit eine DJI Enterprise Mavic 2 Enterprise Advanced,gefördert mit Mitteln des BMEL. Info’s dazu in unserem Blog.